Lymphozyten-Transformations-Test (LTT)

Labornachweis von Sensibilisierungen gegenüber Zahnersatzmaterialien

In Zahnersatz enthaltene Metalle und Kunststoffe sind potentielle Allergene.

Diese Eigenschaft erwerben sie durch Bindung von löslichen Metallionen oder Kunststoffmolekülen an körpereigene Proteine und Zellen. Die höchste allergene Potenz haben Nickelionen, jedoch sind auch Gold-, Palladium-, Silber-, Kolbalt-, Quecksilber-, in wenigen Fällen auch Platin- und noch seltener Titanionen, als Allergene identifiziert worden.

Eine immunologische Sensibilisierung kann sich in einer lokalen, systemischen oder kombinierten Symptomatik zeigen

Lokalsymptome:

  • Zungenbrennen
  • Kiefer- und Zahnschmerzen
  • Kontaktstomatitis
  • Beschwerden beim Kauen
  • Lichen planus
  • Parodontitis
  • Gingivitis
  • Glossitis

Systemische Zeichen:

  • Kopfschmerzen
  • Migräne
  • Neuralgien
  • Muskelschmerzen
  • Arthralgien
  • Fibromyalgien
  • Paraesthesien
  • chronische Müdigkeit
  • Schlafstörungen
  • depressive Verstimmungen
  • Symptome wie bei grippalem Infekt.

Reaktivierung chronisch- inflammatorischer Prozesse:

  • Reaktive Arthritiden
  • chronisch-persistierende Infektionen
  • Autoimmunerkrankungen
  • Allergischew Typ IV- Immunreaktion

Wann sollte eine Testung im LTT erfolgen?

Es gibt zwei Indikationen:

• kurative Fragestellung – nach dem Einbringen von Zahnersatzmaterial treten oben genannte Beschwerden auf. Mit dem LTT kann ein Zusammenhang zum Material nachgewiesen bzw. ausgeschlossen werden.

Ist ein Ersatz des vorhandenen Zahnersatzmaterials notwendig?

• präventive Fragestellung - es sollen vor dem Einbringen neuer

Zahnersatzmaterialien bestehende Sensibilisierung auf deren Inhalte

ausgeschlossen werden.

Welche Materialien können verwendet bzw. nicht verwendet werden?

Prinzipiell kann im LTT auf nahezu alle Zahnersatzmaterialien getestet werden, sofern im Labor ein zytotoxischer Effekt oder unspezifisch aktivierende Faktoren ausgeschlossen werden. Für häufig wiederkehrende Fragestellungen wurden Profile entwickelt, in denen die bekannten sensibilisierenden Einzelallergene standardisiert untersucht werden.

LTT-Metalle
14 Standardmetalle: Quecksilber, Kupfer, Silber, Zinn (Amalgam), Ethylquecksilber, Gold, Nickel, Palladium, Chrom, Kobalt, Molybdän, Aluminium, Platin, Cadmium,

LTT-Kunststoffe
Als Dentalersatzmaterial verwendete Kunststoffe: TEGDMA, BISGMA, HEMA, Methylmethacrylat (MMA), Diurethandimethacrylat (DUDMC), Ethylenglycoldimethacrylat, Buthandiol-1-4-Methacrylat, Hydrochinon, N,N-Dimethyl-4-toluidin, Benzoylperoxid, Formaldehyd, Phthalate, Campherchinon

LTT-Kombi-Profil (Dental-Check)
Metalle: Gold, Nickel, Palladium, Chrom, Kobalt, Platin, Quecksilber, Kupfer, Silber, Zinn (Amalgam)

Kunststoffe: Methylmethacrylat (MMA), Hydroxyethylmethacrylat (HEMA), TEGDMA, BISGMA

LTT-Goldlegierungen
Gold + Legierungsbestandteile: Gold, Silber, Platin, Kupfer, Palladium, Zinn, Gallium, Indium, Iridium, Rhodium, Tantal, Ruthenium

LTT-Endoprothetik
In der Implantologie verwendete Metalle: Chrom, Kobalt, Molybdän, Nickel, Titan, Vanadium, Niob, Aluminium, Zirconium(IV)-oxid, Methylmethacrylat, N,N-Dimethyl-p-toluidin, Benzoylperoxid, Hydrochinon, Gentamycin

LTT-Amalgam
Amalgambestandteile und organische Quecksilberverbindungen: Quecksilber, Kupfer, Silber, Zinn (Amalgam), Ethylquecksilber, Phenylquecksilber, Methylquecksilber

LTT-Wurzelfüllmaterialien
Nativaufschlüsse von Wurzelfüllmaterialien mit u.a. Epoxidharz, Silikonöl, Bismutoxid, Perubalsam, Eugenol, Kolophonium, Polydimethylsiloxan, Triethanolamin, Dijodothymol, Hydrocortisonacetat, Paraformaldehyd, Guttapercha

LTT-Keramik + Zemente
Vanadium, Aluminium, Titan, Kobalt, Chrom, Barium, Silicium, Cer, Bor, Mangan, Antimon, Phosphatzement (Havard), Glasionomerzement (Ketac-Bond)

LTT-Titanmaterialien
Titan + Legierungsinhalte: Titandioxid, Nickel, Vanadium, Aluminium

LTT-Nativmaterial
Bis zu vier mit einzusendende Materialien "Wahlmaterial", die im Labor aufbereitet werden (z.B. zahntechnische Material-/Legierungsproben, Zemente, Kleber, Prothesenmaterial u.a.)

Kann auch auf individuelle Materialien getestet werden?

Mit dem LTT-Nativmaterial können auch Materialien untersucht werden, die der Zahnarzt oder das Dentallabor gemeinsam mit der Blutprobe ins Labor einsendet (Wahlmaterialien). Bewährt hat sich dieses Verfahren insbesondere bei komplexen Materialien wie z.B. Zementen (v.a. Acrylat-haltige Produkte), Composits, Prothesenmaterialien, Wurzelfüllungen (auch Stifte) sowie gewonnenen Metall- und Kunststoffspänen.

Bei LTT negativ getesteten Materialien ist ausgeschlossen, dass gegenüber darin enthaltenen (deklarierten oder nicht deklarierten) Stoffen eine Sensibilisierung vorliegt. Im LTT-positiv getestete Materialien dürfen dagegen keinesfalls eingebracht werden, da auf mindestens einem Stoff eine Typ IV-Sensibilisierung besteht.

Welche Konsequenzen sind aus einem positiven LTT-Ergebnis zu ziehen?

Ein positives Resultat im LTT (aber auch im Hauttest) zeigt an, dass gegenüber dem jeweiligen Allergen eine Sensibilisierung besteht. Mit keinem Allergietest ist der kausale Zusammenhang zur bestehenden Beschwerdesymptomatik zu beweisen. Daher muss bei einer nachgewiesenen Sensibilisierung sorgfältig erwogen werden, ob das jeweilige Problemmaterial entfernt und ersetzt werden sollte. Entscheidend ist dabei die Schwere der Symptomatik, keinesfalls ein positives Testergebnis allein. Andere Expositionsquellen sind primär oder gleichzeitig zu eliminieren (ausführliche Informationen zu anderen Expositionsquellen erhalten Sie mit jedem positiven LTT-Befund).

Die Kommission »Methoden und Qualitätssicherung« des Robert-Koch-Institutes fasst die Vorteile des LTT folgendermaßen zusammen:

  1. Der LTT birgt keine Risiken für den Patienten, da anders als beim Epikutantest keine Induktion einer Sensibilisierung oder Verstärkung der klinischen Symptome durch diese in vitro-Labormethode möglich ist.
  2. Die LTT-Ergebnisse sind nicht von der Hautbeschaffenheit abhängig.
  3. Beim LTT kann durch »gewissenhafte Etablierung und Validierung« das Risiko falsch positiver Resultate minimiert werden.

Was wird für den LTT benötigt?

Für jedes Untersuchungsprofil werden 20 ml Heparin- und 5 ml Vollblut zur Serumgewinnung benötigt.

Quelle: Dr. Volker von Baehr, Institut IMD Berlin